ASML Q3 2024 Earnings und Guidance: Eine nüchterne Betrachtung der Halbleiterindustrie

Am 16. Oktober 2024 veröffentlichte ASML, der führende Hersteller von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie, seine Ergebnisse für das dritte Quartal 2024. Diese Zahlen werfen ein klares Licht auf den Zustand der globalen Chipindustrie und bieten spannende Einblicke in die zukünftige Entwicklung. ASML, das insbesondere für seine Extreme Ultra-Violet (EUV)-Technologie bekannt ist, steht im Zentrum der Chip-Herstellung und ist damit ein kritischer Akteur in einem Markt, der sich zwischen künstlicher Intelligenz (KI) und verlangsamten Segmenten bewegt.

Q3 2024 Performance: Solide Ergebnisse trotz schwieriger Marktlage

ASML meldete für das dritte Quartal 2024 einen Nettoumsatz von 7,5 Milliarden Euro und einen Nettogewinn von 2,1 Milliarden Euro. Mit einer Bruttomarge von 50,8% liegt das Unternehmen innerhalb seiner eigenen Prognosen, was trotz des herausfordernden Marktumfelds als starkes Signal gewertet werden kann. Die Nachfrage nach Halbleitertechnologie bleibt hoch, insbesondere aufgrund der zunehmenden Anwendungen von KI.

Rückgang bei den Nettoaufträgen: Ein Warnsignal?

Ein auffälliger Punkt in den Q3-Ergebnissen ist der deutliche Rückgang der Nettoaufträge auf 2,6 Milliarden Euro, verglichen mit 5,6 Milliarden Euro im zweiten Quartal. Dieser Rückgang spiegelt die Unsicherheit in bestimmten Marktsegmenten wider, besonders in der Logik-Sparte. Hier zögern Kunden, neue Fertigungsstufen schnell zu skalieren, was zu Verzögerungen bei der Nachfrage nach EUV-Systemen führt.

Q4 2024 und Gesamtjahresprognose: Erwartetes Wachstum, aber mit Vorsicht

ASML blickt auf das vierte Quartal 2024 mit einem erwarteten Umsatz zwischen 8,8 und 9,2 Milliarden Euro und einer Bruttomarge von 49% bis 50%. Für das Gesamtjahr 2024 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von rund 28 Milliarden Euro. Diese Zahlen spiegeln zwar ein solides Wachstum wider, deuten aber auf eine gedämpfte Erholung hin, besonders in Segmenten außerhalb der KI.

Anpassung der 2025 Prognose: Ein Blick auf die Herausforderungen

ASML hat seine Umsatzprognose für 2025 nach unten korrigiert, auf einen Bereich von 30 bis 35 Milliarden Euro, was die untere Hälfte der bei ihrem Investorentag 2022 gegebenen Prognose darstellt. Dies zeigt, dass der erhoffte Aufschwung in der Halbleiterindustrie langsamer verläuft als ursprünglich erwartet. ASML erwartet für 2025 eine Bruttomarge zwischen 51% und 53%, ebenfalls unter den früheren Prognosen. Diese Anpassung signalisiert, dass die Industrie vor größeren Herausforderungen steht, insbesondere in nicht-KI-getriebenen Bereichen.

Marktsegment-Schwächen: Herausforderungen in Logik und Speicher

Besonders in der Logik-Sparte sieht ASML eine langsame Einführung neuer Knotenpunkte bei einigen Kunden, was zu Verzögerungen in der Nachfrage nach Lithographiesystemen führt. Dies betrifft vor allem EUV-Systeme, die entscheidend für die Produktion moderner Halbleiterchips sind.

Im Speicher-Segment ist die Lage ähnlich. Zwar gibt es begrenzte Kapazitätserweiterungen, jedoch liegt der Fokus hauptsächlich auf Technologieübergängen, die die Nachfrage im Bereich KI (z.B. für HBM- und DDR5-Speicher) unterstützen. Dies zeigt, dass traditionelle Speicheranwendungen weniger dynamisch wachsen als erwartet.

Marktchancen: Der Aufstieg der KI als treibende Kraft

Ein ermutigendes Zeichen in ASMLs Bericht ist die klare Bedeutung von künstlicher Intelligenz. Während andere Marktsegmente kämpfen, erlebt die KI einen Boom, der die Nachfrage nach fortschrittlichen Halbleitertechnologien antreibt. Hier sieht ASML Wachstumschancen, da High-Bandwidth Memory (HBM) und moderne Logikchips unerlässlich für die KI-Infrastruktur sind.

Fazit: Eine vorsichtige Zukunft

ASMLs angepasste Prognosen und der Rückgang bei den Nettoaufträgen zeigen, dass die Halbleiterindustrie weiterhin von Unsicherheiten geprägt ist, insbesondere außerhalb des boomenden KI-Sektors. Das Unternehmen bleibt jedoch ein entscheidender Akteur, insbesondere aufgrund seiner technologischen Führungsrolle in der Lithografie. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die KI stark genug ist, um die allgemeine Marktschwäche auszugleichen.

Wichtige Erkenntnisse:

  1. Starke Q3-Ergebnisse: Trotz eines Nettoumsatzes von 7,5 Milliarden Euro und einer Bruttomarge von 50,8% verzeichnet ASML Herausforderungen in spezifischen Marktsegmenten.
  2. Signifikanter Rückgang der Nettoaufträge: Mit 2,6 Milliarden Euro für Q3 ist dies ein deutlicher Rückgang gegenüber Q2 2024.
  3. Gedämpfte Umsatzprognose für 2025: ASML korrigierte seine Prognose für 2025 nach unten auf 30 bis 35 Milliarden Euro.
  4. KI als Wachstumsfaktor: Die Nachfrage nach fortschrittlichen Chips für KI-Anwendungen treibt den Markt an, während andere Bereiche kämpfen.
  5. Langsame Erholung in der Logik- und Speicher-Sparte: Besonders der langsame Anstieg neuer Knotenpunkte bei Logik-Chips bremst das Wachstum.

Diese Erkenntnisse bieten einen klaren Überblick über die aktuellen Trends und Herausforderungen in der Chipindustrie, mit ASML als Barometer der Branche.

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