Goldman Sachs Paper: „Verlorene Dekade“ für den US-Aktienmarkt. Was Anleger dagegen tun können.
Goldman Sachs, eine der führenden Investmentbanken an der Wall Street, hat einen neuen Bericht veröffentlicht, der einen ernüchternden Ausblick auf den US-Aktienmarkt liefert. Der Bericht, verfasst von Chefstratege David Kostin und seinem Team, warnt vor einer möglichen „Verlorenen Dekade“ für Aktien, die durch extreme Marktkonzentration und hohe Bewertungen verursacht werden könnte. Während die kurzfristige Prognose optimistisch bleibt, deutet die langfristige Vorhersage darauf hin, dass Anleger in den kommenden Jahren eine der schlechtesten Phasen der Börsenentwicklung erleben könnten.
Marktkonzentration und Bewertungsprobleme
Der S&P 500 ist im Jahr 2024 bereits um beeindruckende 23 % gestiegen. Goldman Sachs weist jedoch darauf hin, dass diese Rallye wesentliche Risiken verschleiert:
- Extreme Marktkonzentration: Der US-Aktienmarkt befindet sich derzeit im 99. Perzentil historischer Konzentrationsniveaus. Ein kleiner Teil der Aktien, insbesondere im Technologiebereich, treibt den Großteil der Gewinne an. Diese Überabhängigkeit von wenigen Unternehmen birgt die Gefahr von Volatilität und Underperformance, sollten diese Aktien schwächeln.
- Bewertungsdruck: Während die Bewertung des S&P 500 weiter steigt, warnt Goldman Sachs, dass das Aufwärtspotenzial begrenzt sein könnte. Der Markt wird teuer, und die Chancen auf weiteres signifikantes Wachstum nehmen ab, was zukünftige Renditen enttäuschen könnte.

Kurzfristiger Optimismus vs. Langfristige Bedenken
Kostin und sein Team stellen einen deutlichen Kontrast zwischen den kurz- und langfristigen Aussichten für den US-Aktienmarkt dar:
- 12-Monats-Ausblick: Goldman Sachs hat sein Jahresendziel für den S&P 500 auf 6.000 Punkte angehoben und rechnet mit einem 12-Monats-Ziel von 6.300 Punkten, was einem Anstieg von 11 % entspricht. Dies spiegelt den kurzfristigen Optimismus wider, der durch starke Unternehmensgewinne und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit unterstützt wird.
- 10-Jahres-Prognose: Der langfristige Ausblick ist jedoch weitaus weniger optimistisch. Goldman Sachs prognostiziert, dass der S&P 500 in den nächsten zehn Jahren nur eine nominale jährliche Wachstumsrate von 3 % erzielen wird, was inflationsbereinigt lediglich 1 % entspricht. Dies wäre eine der schlechtesten Phasen der Aktienmarktentwicklung in der Geschichte.

Was bedeutet das für Anleger?
Der neue Bericht von Goldman Sachs hebt mehrere wichtige Implikationen für Anleger hervor:
- Niedrigere Renditen: Anleger sollten sich auf niedrigere Aktienrenditen im Vergleich zur letzten Dekade einstellen. Das Unternehmen geht davon aus, dass die zukünftige Performance am unteren Ende der historischen Aktienrendite-Verteilung liegen wird.
- Underperformance-Risiko: Es besteht eine 72%ige Wahrscheinlichkeit, dass die Renditen des S&P 500 bis 2034 hinter den Renditen von US-Staatsanleihen zurückbleiben werden. Dies ist besonders bedenklich für Anleger, die stark auf Aktien für langfristiges Wachstum setzen.
- Inflationsrisiko: Die Analyse warnt vor einer 33%igen Wahrscheinlichkeit, dass die Aktienrenditen nicht mit der Inflation Schritt halten, was zu negativen realen Renditen führen könnte.
Gründe für die vorsichtige Prognose
Mehrere Faktoren tragen zu dem konservativen langfristigen Ausblick von Goldman Sachs bei:
- Technologie-Sektor-Dominanz: Der jüngste Anstieg im US-Aktienmarkt wurde von einer kleinen Anzahl von Technologiewerten angetrieben, insbesondere von solchen, die mit Fortschritten in der Künstlichen Intelligenz verbunden sind. Obwohl diese Aktien starke Gewinne verzeichnet haben, birgt ihre überproportionale Bedeutung Risiken.
- Historische Trends: In Phasen extremer Marktkonzentration folgten in der Vergangenheit in der Regel Perioden mit niedrigeren Renditen und erhöhter Volatilität, worauf Anleger achten sollten.
- Mean Reversion: Der US-Aktienmarkt hat in den letzten zehn Jahren außergewöhnlich gut abgeschnitten, aber Goldman Sachs geht davon aus, dass eine Rückkehr zu langfristigen Durchschnitten wahrscheinlich ist. Das bedeutet, dass Anleger ihre Erwartungen an künftige Gewinne dämpfen sollten.
Fazit: Wie man die „Verlorene Dekade“ navigiert
Während der Bericht keinen unmittelbaren Marktzusammenbruch prognostiziert, warnt er Anleger vor den Herausforderungen, die vor ihnen liegen. Goldman Sachs empfiehlt einen zurückhaltenderen Ansatz bei US-Aktieninvestitionen. Eine Diversifikation über verschiedene Sektoren und Assetklassen könnte entscheidend sein, um das Risiko zu managen, das ein schwieriges Jahrzehnt für Aktien mit sich bringen könnte.
Anleger sollten auch ein genaues Auge auf die Inflation und die Zinsen haben, da diese Faktoren eine entscheidende Rolle bei der zukünftigen Entwicklung der Aktienrenditen spielen werden. Angesichts der weiterhin bestehenden Marktkonzentration könnte eine Streuung der Investitionen außerhalb großer Technologiewerte dazu beitragen, eine mögliche Underperformance zu mildern.



